Gert-Fröbe-Weg
Der Schauspieler Gert Fröbe (1913-1988) lebte von 1965 bis1984 in Icking. Er gilt als einer der wichtigsten deutschen Charakterdarsteller des 20. Jahrhunderts. Nach einer Schauspielausbildung begann Fröbes Karriere als Theater- und Filmschauspieler in den 1930er Jahren. Mit Blick auf seine Karriere trat er 1934, nach eigener Aussage als überzeugter Nationalsozialist, in die NSDAP ein, und blieb bis 1937 in der Partei: Er wurde ausgeschlossen, da er wohl keine Beiträge bezahlte. Überdies war er Mitglied der Deutschen Arbeitsfront (1937-44), der Reichskulturkammer (1934-1944), der Reichstheaterkammer (1936-1944), der Reichskammer der bildenden Künste (1934-44) und der Reichsfilmkammer (1944). Die Mitgliedschaft in den Kammern war Voraussetzung für Auftritte und Engagements. Fröbes Einkommensentwicklung während der NS-Zeit von 240 RM im Jahre 1933 und 18.000 RM im Jahr 1944 zeigt, dass er in dieser Zeit seine glänzende Film- und Schauspielkarriere grundlegen konnte.
1941 kam er u.a. als Sanitäter in Wien zur Wehrmacht; seinen Dienst dort konnte er tagsüber ableisten, abends trat er im Theater auf. Während dieser Zeit versteckte Fröbe von 1941 bis 1944 untertags eine Jüdin und deren Sohn in seinem Atelier. 1944 wurde er laut eigener Angabe nach einer Verhandlung vor dem Kriegsgericht an die Front strafversetzt, weil er politische Flugblätter verbreitet und politische Witze erzählt hatte. Die Spruchkammer kam am 19. Dezember 1946 zu dem Urteil, Fröbe sei Mitläufer, Gruppe IV. So schilderte er glaubhaft seinen persönlichen Lern- und Erkenntnisprozess und seine Abwendung vom Nationalsozialismus.
Mit Filmen wie „Es geschah am helllichten Tag“, „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“, „James Bond 007 – Goldfinger“ stieg Fröbe zum international gefragten Filmstar auf. Sein späteres Eingeständnis der Zugehörigkeit zur NSDAP war ein Tabubruch, der ihn 1965 beinahe seine internationale Karriere gekostet hätte. Aus einem eigentlich sehr differenzierten Zeitungsinterview anlässlich der Verfilmung der Geschichte des Generals von Choltitz, des Retters von Paris, machte 1965 die englische Daily Mail die Überschrift: „Of cause I was a Nazi.“ Dieses offene Eingeständnis führte weltweit zu einem Sturm der Entrüstung und zu einem wochenlangen Boykott seiner Filme vor allem durch Israel. Aufgrund der schriftlichen Erklärung des Sohnes der bereits verstorbenen Jüdin, die Fröbe in seiner Wiener Wohnung beherbergt hatte, wurde der Boykott beendet.
Gert Fröbes besonderer Bezug zu Icking begann 1945: Er war als Sanitäter mit seiner Kompanie in der „Seeburg“ einquartiert, also in eben dem Haus, das er später erwarb und renovierte. Fröbe liegt in Icking begraben.
Quellen:
- Bundesarchiv Berlin: BArch R 9361, V/128466.
- Staatsarchiv München; StAM Spk 460.
Literatur:
- Michael Strauven, Jedermanns Lieblingsschurke,
- Gert Fröbe, Eine Biographie, Berlin 2012.
- Beate Strobel, Gert Fröbe, Vom Stehgeiger zum Goldfinger, Wien 2012.
Foto von Hanns Reich - Gert Fröbe mit der Baletttänzerin Palucca
(Bildarchiv Dr. Schweiger, Icking)